Wie kann Dülmen nachhaltiger werden? Diese Frage rückt die Stadtverwaltung aktuell in den Fokus. Als eine von 18 Modellkommunen in NRW entwickelt sie derzeit eine Nachhaltigkeitsstrategie. Auch Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, und Zivilgesellschaft arbeiten in dem Prozess mit. Warum es einer Strategie bedarf, welche Ziele mit ihr verbunden sind und was Stoffwindeln mit dem Thema zu tun haben, erklären Reinhild Kluthe und Carolin Dietrich aus dem Team Umwelt- und Klimaschutz der Stadt Dülmen.
Hat die Stadt das Thema Nachhaltigkeit erst jetzt für sich entdeckt – oder warum erstellen Sie eine entsprechende Strategie?
Reinhild Kluthe: Die kommunale Strategie ist nicht erst der Beginn des nachhaltigen Handelns. Projekte und Maßnahmen setzen wir seit geraumer Zeit um. Das fängt bei unserem Klimakonzept 2.0 an und hört bei kleineren Maßnahmen wie beispielsweise der Stoffwindelförderung auf. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie bündeln wir Ansätze, führen sie zusammen und setzen das Thema über alle Fachbereiche hinweg auf die Agenda.
Carolin Dietrich: Im Klimakonzept bekennt sich die Stadt zur Klimaneutralität bis 2035. Das ist das übergeordnete Ziel. Dennoch stehen Maßnahmen und Strategien oftmals eher für sich, jeder Fachbereich hat eigene Herangehensweisen. Vor diesem Hintergrund wird nun eine Dachstrategie entwickelt, die alle Dimensionen von Nachhaltigkeit umfasst – nämlich die soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung.
Der Begriff „nachhaltig“ ist eher schwammig. Was verstehen Sie unter nachhaltigem Handeln?
Carolin Dietrich: Die wohl bekannteste Definition stammt von den Vereinten Nationen: Nachhaltige Entwicklung entspricht den Bedürfnissen der heutigen Generation, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Das bedeutet aus meiner Perspektive der Klimaschutzmanagerin: Wenn wir unsere Umwelt schützen und unser Ökosystem erhalten, schaffen wir auch die Grundlage für eine erfolgreiche soziale und ökonomische Entwicklung. Alle Faktoren müssen im Einklang stehen.
Warum bedarf es jetzt einer Strategie? Was ist das Ziel?
Reinhild Kluthe: Der Weg ist das Ziel! In dem wir uns umfassend mit dem Thema befassen, überarbeiten wir die gesamtstädtische Ausrichtung und passen sie an. Das geht natürlich nicht im Alleingang, sondern nur gemeinsam. Deshalb sehen wir es als gemeinsames Projekt von Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung.
Carolin Dietrich: In der ersten Sitzung der Steuerungsgruppe haben wir sechs Handlungsfelder ausgewählt, die jetzt ausgearbeitet werden: Klimaschutz & Klimaanpassung, Biodiversitäts- & Umweltschutz, Nachhaltige Flächen- & Raumentwicklung, Nachhaltige Mobilität, Soziale Gerechtigkeit & zukunftsfähige Gesellschaft sowie Bildung & Kultur.
Am Ende bedarf es konkreter Maßnahmen und Projekte. Wie können diese aussehen?
Reinhild Kluthe: Zunächst müssen wir Leitziele und konkrete Zielsetzungen erarbeiten. Daraus leiten wir dann gemeinsam in der Steuerungsgruppe Maßnahmen ab. Für den Klima- und Umweltschutz könnten das beispielsweise weitere Projekte im Bereich der Klimafolgen-Anpassung sein.
Also beschränken sich der Prozess und die Maßnahmen nur auf die Stadtverwaltung?
Carolin Dietrich: Nein. Jeder Bürger und jede Bürgerin ist angesprochen. Klar, im ersten Schritt geht es darum, das Thema Nachhaltigkeit über alle Fachbereiche der Verwaltung hinweg stärker zu verankern. Aber es soll auch eine positive Wirkung nach außen gehen – also quasi eine Vorbildfunktion, um auch in der Zivilgesellschaft das Bewusstsein für globale Verantwortung zu stärken.
Bleibt die Frage, wie man letztlich den Erfolg nachweisen möchte: Ist nachhaltiges Handeln vor Ort irgendwie messbar?
Reinhild Kluthe: Ja, es gibt Nachhaltigkeitsindikatoren, die erhoben werden. Dazu gehören beispielsweise die Treibhausgasemissionen pro Kopf in Dülmen oder die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladesäulen im Stadtgebiet.






