Wenn Christian Fränzer von „seiner Vanessa“ spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen: „Sie trägt im Frühling rote Blüten und im Herbst ein leuchtendes Blätterkleid – außerdem ist sie robust und kann gut mit Hitze und Trockenheit umgehen.“ Wer sich nun wundert, sollte wissen: Christian Fränzer ist Ingenieur für Landschaftsbau bei der Stadt Dülmen und „Vanessa“ der Sortenname eines ursprünglich persischen Eisenholzbaums. Mehrere Exemplare dieser Art hat Fränzer im Frühjahr im Baugebiet „Am Haselbach“ pflanzen lassen. „Sie haben sich wunderbar entwickelt“, stellt der Baum-Experte zufrieden fest. Er ist regelmäßig im gesamten Stadtgebiet unterwegs und hat dabei insbesondere ein Auge auf die jungen Bäume.
Nicht so gut gefällt ihm eine Rotbuche auf dem Spielplatz Stolbergstraße. „Man sieht ihr den Hitzestress des trockenen Sommers an“, so Fränzer. „Der Klimawandel macht es unseren heimischen Bäumen nicht leicht. Insbesondere unsere Neupflanzungen brauchen Pflege und regelmäßige Wässerung, um sich hier gut entwickeln zu können.“ Fast 140 Bäume hat die Stadt Dülmen allein im vergangenen Winter und Frühjahr neu bzw. nachgepflanzt. Ebenso viele sind für die nun anstehende Pflanz-Saison geplant.
Welche Sorten dabei ausgewählt werden, gibt vorrangig die Baumartenliste des städtischen Grünkonzeptes vor. Sie wurde vor einigen Jahren mit Blick auf die klimatischen Veränderungen erweitert: Neue Arten sollen eine bessere Anpassungsfähigkeit des Stadtgrüns an die klimatischen Bedingungen gewährleisten und zunehmender Hitze in der Innenstadt entgegenwirken.
Weißer Stammanstrich als Schutz
So haben sich zum Beispiel vor drei Jahren gepflanzte Rotahorn-Bäume entlang der Marktstraße gut entwickelt. Derzeit erstrahlen sie in leuchtenden Herbstfarben. Auch die Amberbäume an der Schmeddinghove sind ein Blickfang. Sehr zufrieden ist Christian Fränzer auch mit den Zieräpfeln am Plusch, sowie den Platanen, gefüllten Kirschen und Schneefelsenbirnen auf dem Bahnhofvorplatz. Der weiße Stammanstrich, mit dem die Bäume versehen sind, schützt sie vor übermäßiger Hitze im Sommer. „An dem aufgeplatzten Anstrich kann man erkennen, wie schnell die Bäume hier schon gewachsen sind“, erläutert Fränzer.
Auch die meisten Purpurerlen auf dem benachbarten Parkplatz haben sich gut entwickelt. „Hier ist es wichtig, auch in Zukunft das Lichtraumprofil auf einer Höhe von vier Metern freizuhalten, damit Autos ungehindert passieren können“, sagt Fin Hanning. Er ist beim Baubetriebshof als städtischer Baumkontrolleur im Einsatz und überwacht die Bäume mit Blick auf die Verkehrssicherheit.
Traumjob gefunden
Wenn die beiden städtischen Mitarbeiter in Dülmen unterwegs sind und Bäume begutachten, sind sie in ihrem Element. Vor allem Christian Fränzer hat im Fachbereich Tiefbau seinen Traumjob gefunden, denn Bäume begeistern ihn auch in seiner Freizeit. Zu seinen Aufgaben gehört es, neue Pflanzungen auszuwählen, entsprechende Ausschreibungen durchzuführen und die Umsetzung der Maßnahmen zu begleiten. „Es macht mir großen Spaß. Dieser Beruf ist genau mein Ding.“ Auch das Experimentieren mit neuen Sorten findet er spannend und testet gelegentlich Arten, die nicht auf der städtischen Liste stehen.
„Wegen der ähnlichen Klimabedingungen funktionieren grundsätzlich viele Bäume, die auf unserem Breitengrad liegen, auch hier im Münsterland – also auch Bäume, die ursprünglich aus Asien oder Nordamerika stammen“, erklärt Christian Fränzer. Er ist gespannt, wie sich die neuen Sorten in Dülmen entwickeln werden. Denn die nächste Pflanzperiode lässt nicht mehr lange auf sich warten. Für die Grünanlage im Neubaugebiet „Alte Badeanstalt“ hat er 45 Bäume, darunter Linden, und Ahorn sowie seltenere Tulpen- und Tupelobäume bestellt. Für weitere 55 Bäume ist eine Förderung im Rahmen des Bundesprogramms Natürlicher Klimaschutz beantragt und es werden ca. 55 Bäume vom Baubetriebshof nachgepflanzt.







